Pattaya – Siem Reap auf dem Landweg

Auf der thailändischen Botschaft in Bern besorgte ich mir ein „multiple entry“ Visum. Bei der Einreise in Bangkok erhielt ich eine Aufenthaltsbewilligung von 90 Tagen. Entsprechend musste ich spätestens am 27. Januar 2015 aus Thailand ausreisen.

Ich beschloss, nach Kambodscha zu reisen um Siem Reap bzw. Angkor Wat zu besuchen.

Als erstes besorgte ich mir für Kambodscha ein elektronisches Visum. Mit einem e-visa kann man langes Warten an der Grenze und die Angebote verschiedener „Helfer“ (Abriss) vermeiden. Es kostet zwar ein wenig mehr als ein „Visa on Arrival“, aber es lohnt sich.

In einem Geschäft in Naklua ließ ich ein Passfoto machen, wobei man mir sagte, ich müsse die Brille abnehmen! Ich machte den Leuten klar, dass ich seit 70 Jahren eine Brille trage und dies ein Unsinn sei. Ohne Brille würde man mich nicht erkennen. Zusätzlich zu den Passbildern verlangte ich das Original auf einem Memorystick.

Auf dem Bild war ich zwar abgelichtet, eine brauchbares Passfoto war es allerdings nicht. Also bearbeitete ich das Bild auf dem PC bis es meiner Meinung nach ein akzeptables Passfoto war.

Nun versuchte ich über die Webseite https://www.evisa.gov.kh ein eVisa zu beantragen, erhielt aber sowohl im Internet Explorer als auch im Google Chrome den Hinweis, dass auf dieser Seite eine „malware“ vorhanden sei. Mein Antivirus legte tatsächlich einen Virus, welcher von dieser Seite stammte, in Quarantäne. Ich machte die kambodschanischen Behörden per E-Mail darauf aufmerksam, erhielt aber keine Antwort.

Schließlich stellte ich fest, dass bei Firefox die Warnung nicht erschien. Somit konnte ich das Formular ausfüllen, das Passfoto hochladen und den Antrag absenden (wie ich beim Schreiben dieser Zeilen feststelle, erscheint jetzt auch beim IE und bei Google-Chrome keine Warnung mehr; also haben die dortigen Behörden doch etwas unternommen).

Nach 3 Tagen erhielt ich das eVisa im pdf-Format per E-Mail zugestellt, gültig für eine einmalige Einreise und einen Aufenthalt von max. 30 Tagen. Eine Kopie des Visums muss bei der Einreise, eine Kopie bei der Ausreise abgegeben werden. Gemäß Hinweis kann man das Visum auch schwarz/weiß ausdrucken und eine Kopie in den Reisepass heften. Nun musste ich das Visum noch ausdrucken lassen. Ich lud das „pdf“ auf einen Memorystick, ging zu einem Geschäft und verlangte 3 Kopien. Nachdem die Dame einige Zeit auf ihrem PC herumgedrückt hatte, meinte sie: „cannot do“. Ich musste ihr zeigen, wie man ein „pdf“ ausdruckt, worauf sie mir eine Kopie ausdruckte. Ich erklärte ihr, dass ich 3 Kopien benötigen würde. „Lüem läu“ (habe schon vergessen), meinte sie. Also druckte sie 3 Kopien aus. Dass ich schon eine hatte, hatte sie offenbar in der Zwischenzeit auch bereits vergessen. Dafür musste ich dann für die vierte nicht benötigte Kopie nur 10 statt 15 THB bezahlen.

Nun konnte ich daran gehen das Hotel zu buchen (www.booking.com) . Ich wählte das „Memoire d´Angkor Boutique Hotel“ www.memoiredangkor.com. Kaum gebucht erhielt ich vom Hotel ein E-Mail mit der Frage nach dem Flug (abholen am und bringen zum Flughafen im Preis inbegriffen).

Als nächstes musste ich die Reiseart festlegen.

Es gibt zwar zwischen Bangkok und Siem Reap mehrere Flüge pro Tag: Bangkok Airways, Cambodia Angkor Air von Suvarnabhumi, Distanz 333 km; Thai AirAsia von Don Mueang, Distanz 351 km (Distanzen siehe www.flightradar24.com). Aufgrund der Flugzeiten oder des Preises verzichtete ich jedoch auf einen Flug. Zudem wollte ich etwas von der kambodschanischen Landschaft sehen.

In Pattaya bieten verschiedene Reisebüros Busreisen nach Siem Reap an, so z.B. „Champion Tour & Travel“ 3 Tage/2 Nächte für 12.500 THB oder „K.C.T. Angkor Travel“  3 Tage/2 Nächte für 9.900 THB, wobei dieses Reisebüro ebenfalls Hin- und Rückreise für 3.000 THB und 5.000 THB an (Busfahrt ohne Hotel).

Wer die oft halsbrecherische Fahrweise der Minibusse in Thailand kennt, kann verstehen, dass es mir beim Gedanken mit einem, oft vollgepferchten Minibus zu reisen, nicht recht wohl war.

Eine gute Bekannte von uns, namens Ying  (Thailänderin mit Schweizerpass und Führerprüfung in der Schweiz) bot sich an, uns mit ihrem Wagen nach Siem Reap zu fahren  (von Pattaya nach Poipet an der kambodschanischen Grenze sind es 256 Km und von dort bis Siem Reap weitere 148 Km). Zuerst musste sie sich jedoch einen neuen thailändischen Reisepass besorgen; Thais benötigen für Kambodscha einen gültigen Reisepass; die Identitätskarte genügt nicht. Zu meinem Erstaunen erhielt sie den Reisepass (biometrisch)  bereits 3 Tage nach Antragstellung!

Nun benötigte sie noch einen Pass für das Auto, wofür das Einverständnis der Leasingfirma erforderlich war. Nach einigen Tagen erhielt sie auch den Autopass. Erst jetzt teilte man ihr mit, dass sie auch neue Autokennzeichen benötigen würde und zwar, wie ich erst nachträglich erfuhr, ein kambodschanisches Nummernschild!! Dafür war nun die Zeit zu knapp, und an eine Reise mit ihrem Wagen bis nach Siem Reap war nicht mehr zu denken (tatsächlich sah ich in Kambodscha nie ein Auto mit thailändischen Kennzeichen; abgesehen von ein paar wenigen Lastwagen). Autos ohne Kennzeichen oder mit Steuerrad auf der rechten Seite, wie in Thailand, sah ich dagegen einige).

Wir vereinbarten mit Ying (unserer Fahrerin), dass sie uns bis an die Grenze in Poipet fährt, und wir von dort ein Taxi nehmen.


Hier unser Weg…

Kurz vor 08 Uhr fuhren wir in Naklua los und erreichten die Grenze gegen Mittag. Die Ausreise aus Thailand war problemlos. Ying war besorgt und meinte, dass ich für die Wiedereinreise ein neues thailändischen Visum benötigen würde. Ein Grenzbeamter warf noch einmal einen Blick auf meinen Pass und stellte fest, dass alles in Ordnung war, da ich im Besitz eines „multiple entry“-Visums für Thailand war.

Auf einem überdachten Gehweg überschritten wir die thailändisch-kambodschanische Grenze. Als erstes trafen wir auf einen „health check-point“, an welchem wir einen Fragebogen mit verschiedenen gesundheitlichen Fragen ausfüllen mussten. Als weiteres war ein Zettel mit den eigentlich im Reisepass bereits enthaltenen Informationen  auszufüllen. Leider fragte meine Frau nach den Kosten. Natürlich war dies gratis, aber die kambodschanische Beamtin verlangte ungeniert 200 THB, welche unter einem Papierstapel verschwanden.

Ying hatte sich in der Zwischenzeit mit einem sogenannten „Helfer“ eingelassen, welcher sich unseres Gepäcks annahm. Sie vereinbarte mit ihm für die Taxifahrt zum Hotel einen Preis von 40 USD (gemäß Preisliste des Hotels für die Gegenrichtung). Die Einreise in Kambodscha verlief problemlos. Zwar warteten bereits rund 20 Personen, aber es waren 3 oder 4 Schalter geöffnet und nach ca. 10 Minuten war die Reihe an uns. Ich händigte dem Grenzbeamten eine Kopie meines eVisa aus, er verschwand damit zwecks Prüfung in einen anderen Raum, und nach weniger als einer Minute hatte ich den Einreisestempel für einen Aufenthalt von 30 Tagen.

Ich nahm an, dass unserer „Helfer“ uns zu einem Taxi bringen würde. Stattdessen brachte er uns mit einem Shuttlebus (gratis) zum Busbahnhof. Dort mussten wir die Tickets für das Taxi kaufen, welches natürlich 48 USD kostete und nicht 40 USD. Man sagte uns, dass der Taxifahrer das Hotel in Siem Reap kenne.

Die Fahrt nach Siem Reap war problemlos. Der Verkehr verlief, verglichen mit Thailand, geordnet und die teilweise defekten Straßen schienen mir wesentlich sauberer als in Thailand. Die Gegen kam mir vor wie die Puszta in Ungarn: Felder bis zum Horizont und praktisch keine Hügel. Ab und zu kleinere Herden mit abgemagerten Kühen und Wasserbüffel. Per Zufall erspähte ich am Straßenrand ein kleines Haus mit der noch gut erhaltenen Anschrift „Gendarmerie“! Die Frage, wer da wohl früher in Kambodscha war, erübrigt sich.

Nach 2 Stunden trafen wir in Siem Reap ein. Von GoogleEarth wusste ich natürlich, wo sich das Hotel befand. Kurz vorher drehte der Fahrer plötzlich um, fuhr in eine Nebenstraße und hielt vor einem Haus, wo zwei nicht gerade Vertrauen erweckende Gestalten warteten. Er dürfe nicht bis zum Hotel fahren, und wir müssten auf ein Tuk Tuk umsteigen, erklärte man uns. Keine Angst, das Tuk Tuk sei gratis.

Nachdem wir eingestiegen waren, wurde uns eine Karte vor die Nase gehalten, und wir wurden gefragt, was für einen Ausflug wir am nächsten Tag machen möchte. Ich erklärte, dass ich die Ausflüge bereits mit dem Hotel arrangiert hätte. Daraufhin kostete die 10-minütige Tuk Tuk-Fahrt plötzlich 400 THB. Kaum in Kambodscha waren wir also bereits zweimal betrogen wurden. Fazit: nie wieder Kambodscha, oder höchstens mit dem Flugzeug und in einem Hotel mit Gratiszubringer Flughafen – Hotel und zurück (wie dies im „Memoire d´Angkor Boutique Hotel“ angeboten wird).

Schließlich trafen wir im Hotel ein, wo wir mit einem Drink begrüßt wurden. Auch hier erkundigte man sich nach unseren Wünschen. Die Preisliste mit sämtlichen Angeboten hatten wir bereits nach der Buchung per E-Mail erhalten. Daraus ist ersichtlich, dass für die Tempeltouren u.a. auch deutsch sprechende Führer angeboten werden. Wir entschieden uns für einen Besuch von Angkor War mit einem englischen sprechenden Guide, ein Abendbuffet mit Apsara-Tanzshow und die Rückfahrt mit dem Taxi zur Grenze für 40 USD, alles zahlbar mit Kreditkarte bei Abreise.

Die Minisuite im 3. Stock war zwar groß aber etwas gar dunkel. Zur Begrüßung fanden wir im Zimmer eine Fruchtschale vor. Im Kühlschrank waren 2 Flaschen Mineralwasser, 2 Dosen Cola und 2 Dosen Bier vorhanden (gratis), wobei der Kühlschrank jeden Tag aufgefüllt wurde. Auch vom Gratiswäscheservice machten wir Gebrauch. Wäsche um 9 Uhr abgeben und um 18 Uhr gewaschen und gebügelt zurück erhalten.

Der Swimming-Pool ist groß, das Wasser sauber und angenehm kühl. Das Frühstücksbuffet ist sehr reichhaltig, mit asiatischen und westlichen Gerichten.

Der Besuch von Angkor Wat per Tuk Tuk und Guide war überwältigend. Ich möchte ihn wärmstens empfehlen! Es ginge zu weit, an dieser Stelle auf Einzelheiten einzutreten. Beschreibungen und Bilder gibt es im Internet zur Genüge. Auch das Buffet am Abend mit der Apsara-Tanzshow  http://de.wikipedia.org/wiki/Apsara  ist sehr empfehlenswert und für notabene 14.40 USD mehr als günstig.

Die Fahrt vom Hotel zurück zur thailändischen Grenze klappte bestens. Pünktlich um 10 Uhr wurden wir abgeholt und tatsächlich bis zum kambodschanischen Grenzposten gebracht. Keine Betrügerei! Nach dem Aussteigen versuchten natürlich einige „Helfer“, uns ihre Dienste anzubieten. Aber einen einzigen Koffer kann ich auch noch die 10 Meter bis zum Grenzposten ziehen.

Leider wartete bereits eine Menge Leute auf die Ausreise. Ein kambodschanischer Grenzbeamter versuchte, von meiner Frau 200 THB zu erhalten. Ich fragte natürlich sofort „what for“ und meine Frau erklärte, dass sie kein Geld habe. Daraufhin wurden wir in Ruhe gelassen. Es dauerte rund eine halbe Stunde, bis wir an die Reihe kamen. Von den meisten Ausreisenden wurden Fotos gemacht und die Fingerabdrücke genommen. Bei mir beschränkte man sich auf das Fotografieren. Ich vergaß, dem Beamten die zweite Kopie des eVisa zu übergeben, aber die Ausreise klappte auch so.

Bis zum thailändischen Grenzposten, wo vor dem Gebäude die Einreise-/Ausreisekarten abgegeben werden, sind es ca. 10 Minuten zu laufen. Während meine Frau als Thailänderin die Kontrolle ebenerdig passieren konnte, musste ich die Treppe hoch in den ersten Stock. Lift hat es keinen und für ältere Leute und Leute mit mehreren Koffern ist dies nicht gerade ein Vergnügen! Zum Glück nahm meine Frau den Koffer mit sich.

Im oberen Stock angekommen, füllte ich als erstes die Ein-/Ausreisekarte aus. Mehrere Dutzend Leute warteten auf die Einreise, und es blieb mir nichts anderes übrig, als mich schön brav in Kolonne zu stellen und zu warten, bis ich an die Reihe kam. Einen separaten Schalter für Leute über 70, Gebrechliche usw. (wie am Flughafen Bangkok) gibt es nicht, wie mir der Grenzbeamte auf meine Frage bestätigte. Nach 45 Minuten hatte die  Warterei ein Ende. Die Abfertigung ging schnell, und ich hatte eine thailändische Aufenthaltserlaubnis für weitere 90 Tage.

Ying wartete bereits mit ihrem Wagen, und wir fuhren los Richtung Pattaya. Das ganze Prozedere, von der Ankunft an der kambodschanischen Grenze bis zur Abfahrt  hatte ungefähr 2 Stunden gedauert. Nach einem kurzen Essensaufenthalt trafen wir um 18 Uhr in Pattaya ein. Reisedauer total 8 Stunden.

Fazit: für diejenigen, welche etwas erleben  und die Landschaft sehen möchten, ist der Landweg nach Kambodscha zu empfehlen, starke Nerven und Haare auf den Zähnen vorausgesetzt.

Unserer Fahrerin, Ying, spricht übrigens Schweizerdeutsch (Berndeutsch). Sie fährt einen Mitsubishi Outlander, und man kann sich ihr ruhig anvertrauen. Jedes Mal, wenn wir eine Reise unternehmen, sei es Pattaya – Flughafen oder wohin auch sonst,  rufen wir Ying an. Wir wurden noch nie enttäuscht. Wenn Du, lieber Leser, nach einer Transportmöglichkeit suchst, denk an Ying.  Sie macht es gerne und weiß es zu schätzen: +66 81 814 3112

3 Gedanken zu „Pattaya – Siem Reap auf dem Landweg“

  1. Wir nehmen diese Strecke im Oktober von Pattaya bis Siem Reap.
    Deshalb ist dieser Bericht sehr hilfreich.
    War früher öfter an dieser Grenze für Visa, aber nie nach Cambodia rein.

  2. Hallo Susanne
    Bitte entschuldige die sehr sehr späte Antwort. Meine Frau war sehr krank und aus diesem Grund habe ich meine Webseite seit März 2017 nie mehr angeschaut. Leider ist meine Frau nun am 5. Juli 2018 im Spital in Pattaya gestorben.
    Um auf Deine Frage zurückzukommen: ja, Ying Ochsenbein gibt es noch und sie führt nach wie vor gerne Touristen herum. Ich muss ihre Telefonnummer ausfindig machen, da ich sie immer über „Line“ kontaktiere und dort sehe ich die Nummer nicht.

    Also, die Nummer lautet: +66 81 814 3112

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Die Welt des Pralinémoudis